Weiterbildung vom 18. Oktober 2024

Psychotherapie mit «Drogen» – ein Paradigmenwechsel?
Von der archaischen Heilkunst über die verteufelten Hippie-Drogen hin zum psychedelischen Therapeutikum

Es wird von einer Renaissance psychoaktiver Drogen gesprochen. Kann ein LSD-Trip wirklich heilsam sein? Ist das lediglich ein medialer Hype? Geht es um dubiose Anekdoten? Oder zeichnet sich hier ein ernstzunehmender Paradigmenwechsel in der Psychotherapie ab?

Es freut uns ausserordentlich, dass wir Prof. Dr. med. Matthias E. Liechti vom Universitätsspital Basel zu uns einladen konnten. Er forscht mit Psychedelika wie LSD, Psilocybin, DMT, Meskalin und MDMA. Als Klinischer Pharmakologe und Leiter von Studien mit Psychedelika berichtet er uns über den aktuellen Wissens- und Forschungsstand.

Psychedelische Substanzen wurden lange Zeit kriminalisiert und sind weiterhin als Betäubungsmittel verboten.
Zu schnell gerieten Psychedelika in den 1960er-Jahren unkontrolliert aus dem Labor in den Massenkonsum und wurden daraufhin weltweit verboten. Das psychotherapeutische Potenzial der Substanzen blieb dabei lange Zeit auf der Strecke. Doch in der Schweiz war es dank Ausnahmebewilligungen des Bundesamts für Gesundheit möglich, mit ihnen zu forschen und sie in beschränktem Masse auch medizinisch anzuwenden. Und seit rund 15 Jahren blüht die Psychedelika-Forschung wieder auf, woran Matthias Liechti massgeblich beteiligt ist. Seit 2014 dürfen qualifizierte
Ärztinnen und Ärzte mit den sonst verbotenen Substanzen wie LSD, MDMA und Psilocybintherapieren. Bisher wurden über 1000 Ausnahmebewilligungen an etwa 60 Ärzt:innen erteilt und schätzungsweise 2000 bis 3000 Behandlungen mit Psychedelika durchgeführt. Die regulatorischen Hürden für solche Therapien sind aber noch hoch, während die Nachfrage anhaltend steigt.

Wir sind überzeugt: Professor Liechti hat mit Sicherheit genug «Stoff» dabei, um uns in dieses kontroverse und moderne Forschungsfeld der Psychedelika-unterstützten Psychotherapie einzuführen: Er ordnet ein, klärt auf, differenziert, grenzt ab und wagt Prognosen. Letztlich sind wir uns wahrscheinlich einig: Psychotherapie braucht ohnehin «Substanz»!

Im Anschluss an das Referat laden wir alle zu einem kleinen Aperitif ein.

Kosten: für VPZ-Mitglieder kostenlos, für Gäste CHF 50.-

Ort/Zeit: HSLU Soziale Arbeit, Inseliquai 12b, Luzern / 18 Uhr bis ca. 20 Uhr

Anmeldung: info@verband-vpz.ch

Referent:

Prof. Dr. Matthias E. Liechti
Matthias Liechti ist Professor für Klinische Pharmakologie und Innere Medizin an der Universität Basel und Chefarzt der Klinischen Pharmakologie am Universitätsspital Basel. Mit seiner Psychopharmacology Forschungsgruppe erforscht Liechti die Pharmakologie psychoaktiver Substanzen, sowohl in vitro als auch am Menschen. Bekannt ist die Gruppe vor allem durch die Arbeiten zu den akuten Wirkungen von MDMA (Ecstasy) und LSD beim Menschen. Das Team charakterisiert auch die Pharmakologie der ständig neu entstehenden psychoaktiven Substanzen (Designerdrogen) mit in vitro-Methoden. In experimentellen klinischen Studien untersucht Matthias Liechti die klinische Pharmakologie von Psychostimulanzien, MDMA, LSD, Psilocybin und Meskalin. Sein Team führte ausserdem Pharmako-fMRI-Studien in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Psychiatrie durch. Darüber hinaus hat die Gruppe in Zusammenarbeit mit weiteren Experten Phase-2-Studien mit LSD bei Patienten mit Cluster-Kopfschmerzen, schweren Depressionen und Angststörungen initiiert.